Wer sind die wahren Helden der Almen?
Almen bieten die Idylle pur, mit grünen Weiden auf denen schöne Blumen blühen, blauem Himmel, grasenden Rindern, Schafen, Ziegen und Pferden. Im Liegestuhl vor der Almhütte ruht der Halter, die Halterin, die Sennerin, der Senner, der Schwoager, die Schwoagerin, oder wie auch immer das Almpersonal genannt wird. Manchmal kommt Besuch und man lässt sich die gemeinsame Jause mit natürlichen und bodenständigen Produkten schmecken und zum Abschluss ein Schnapserl. Das ist der Wunsch und Traum vieler, vielleicht manchmal etwas ahnungsloser, Besucher. Sie genießen neidvoll den schönen Tag und legen sich am Abend wieder in ihr weiches Gesundheitsbett.
Zurück zur Realität.
Hans (Name von der Redaktion frei erfunden) erzählt aus seinem Aufgabengebiet: „Um 4.00 Uhr, spätestens aber um 4.30 Uhr, läutet der Wecker und ich quäle mich aus dem Bett und ziehe meine Arbeitskleidung und meine, manchmal noch feuchten, Bergschuhe, an. Langsam beginnt es draußen hell zu werden. Hoffentlich wird es heute besser und schöner als gestern. Gestern war es so neblig, dass ich nicht einmal bis zum Ahornbaum vor der Hütte gesehen habe, es war saukalt und es hat geregnet. Ich wusste, dass der Kontrollgang zu den Weidetieren mindestens zwei Stunden länger als normal dauern würde. Normalerweise bin ich um ca. 09.00 bis 09.30 Uhr zurück. Also habe ich mir noch schnell eine Thermoskanne Tee und ein Stück Brot in den Rucksack eingepackt. Zum Glück haben die meisten Rinder Glocken, sonst hätte ich fast keine Chance, alle zu finden. Zuerst geht es hinunter zum Brettl. Hier sollte ich die Gruppe mit den Jungkalbinnen finden. Im Nebel ist das eine fast unlösbare Aufgabe. Nach ca. einer halben Stunde durch die „Waschküche“ höre ich leise eine Glocke. Die Gruppe lagert Gott sei Dank in der Senke und ich kann mit dem Zählen beginnen und alle 28 Stück sind da. Weiter geht es auf die hintere Almseite zu den Ochsen. Wenn man den Weg nicht wirklich auswendig kennen würde, hätte man bei diesem Wetter keine Chance, sich nicht zu verirren. Da die Ochsen von einem Auftreiber sind, bleiben sie zusammen. Ich finde die Gruppe unter den Bäumen lagernd, zähle aber nur neun Stück. Wo ist der Zehnte? Nach einer halben Stunde muss ich aufgeben, dh am Nachmittag neuerlich suchen. So geht es weiter zu den Mutterkühen mit Kälbern. Ich kontrolliere immer, ob alle gesund sind und ob die Rinder auch alle Ohrmarken haben. Kleinere Verletzungen behandle ich selber, wenn es aber notwendig ist, verständige ich den Besitzer des verletzten oder kranken Tieres und ersuche ihn, den Tierarzt vorbei zu schicken. Der Gerti vom Sonnwendbauer habe ich gestern den Fuß mit einer Salbe eingeschmiert, weil er geschwollen war, dh ich muss die Entwicklung täglich kontrollieren. Ich freue mich immer, wenn ich dann zurück komme auf ein gutes Frühstück und hoffentlich wird es bald wieder sonnig. Es warten aber auch noch viele weitere Arbeiten auf mich, wie Reparatur der Tränke, Umkoppeln … bis ich endlich am Abend müde ins Bett fallen kann“.
Danke und Hochachtung dem Almpersonal!
August Bittermann