Stolz auf Niederösterreichs Almbäuerinnen und Almbauern, Halterinnen und Halter

Ein Bläserquartett des Musikverein Rabenstein an der Pielach umrahmte feierlich die Vollversammlung

von August Bittermann

Traditionell am Palmsamstag läutete Josef Mayerhofer, Obmann des NÖ Alm- und Weidewirtschaftsvereines, die Vollversammlung in Rabenstein an der Pielach ein. „Die starke Verbundenheit mit der Alm- und Weidewirtschaft in Niederösterreich beweisen die zahlreichen Ehrengäste, an der Spitze die Vizepräsidentin der Landwirtschaftskammer Niederösterreich Andrea Wagner und Bundesobmann Josef Obweger“, begrüßte Obmann Mayerhofer die Anwesenden. Er hob die Bedeutung eines guten Zusammenhalts hervor und bedankte sich bei Andrea Wagner für die großzügige Unterstützung der Landwirtschaftskammer Niederösterreich und des Landes Niederösterreich. Kurz vor der Vollversammlung erreichte Obmann Mayerhofer die traurige Nachricht, dass Hofrat Christian Wallner, Alminspektor i.R., plötzlich verstorben ist. Josef Mayerhofer bat die Anwesenden, sich zum Totengedenken zu erheben und der Verstorbenen des vergangenen Jahres zu gedenken.

Grußworte:
Vizepräsidentin Andrea Wagner bedankte sich bei den Alm- und Weidebäuerinnen und -bauern für die geleistete Arbeit. „Unsere Almen und Weiden gewinnen ständig an Bedeutung“, erläutert Wagner, „Einerseits brauchen vor allem Biobäuerinnen und –bauern die Almen und Weiden zur Erfüllung der Weideverpflichtung, andererseits wird die Weidehaltung von Vermarktungsunternehmen mit Zuschlägen honoriert und in manchen Markenprogrammen als Zugangsvoraussetzung gefordert. Die Weidehaltung und vor allem die Alpung fördert die Fitness der Tiere, dies bringt einen Wettbewerbsvorteil für den Verkauf von wertvollen Zuchttieren.“ Andrea Wagner weist aber auch auf die steigende Problematik des Klimawandels hin. „Die Wasserversorgung der Tiere stellt die Bewirtschafter und Bewirtschafterinnen vor immer größer werdende Anstrengungen“, so Wagner. „Die Unterstützung des Landes Niederösterreich für Investitionen ist daher besonders wichtig. Ein weiterer wesentlicher Schritt ist die Erhöhung der ÖPUL-Prämien und der Ausgleichszulage ab 2024. Sie soll die gestiegenen Produktionskosten abfedern,“ freut sich die Vizepräsidentin.

Bundesobmann Josef Obweger zeigte sich besorgt, weil die Auftriebszahlen auf Almen seit 2010 um 10 %, in Niederösterreich sogar um 11 %, gesunken sind. „Die Weidetiere sind die besten Pfleger der Kulturlandschaft Alm“, unterstreicht Obweger seine Aussagen. Es war daher sehr wichtig, dass die Fördersummen für die Almwirtschaft erhalten werden konnten und es sogar zu einer Erhöhung kommt. Die Behirtung wurde wesentlich gestärkt. Bei der Umstellung der Futterflächenfeststellung auf ein neues System ist es seinem Vorgänger zu verdanken, dass Flächen mit weniger als 20 % LN als Biodiversitätsflächen mit 10 % LN bewertet werden. Es konnte somit ein wesentlicher Punkt für besonders extensive Almen geschafft werden. Die Gefährdung der Almwirtschaft durch die zunehmende Zuwanderung des Wolfes bereitet dem Bundesobmann große Sorgen. Er appelliert an die Anwesenden: „Wir müssen den Verantwortlichen in Brüssel zeigen, so wie wir es im Rahmen der österreichischen Almwirtschaftstagung in meinem Heimatbundesland Kärnten getan haben, wie wichtig unsere bewirtschafteten Almen sind und wie sehr sie durch die Einwanderung der Wölfe gefährdet werden.“ Josef Obweger ist überzeugt, dass in der EU schön langsam ein Umdenken erfolgt. Die Situation in Kärnten zeigt die Dramatik deutlich.  2020 gab es noch keinen einzigen Nutztierriss. 2021 wurde ein leichter Anstieg vermerkt, 2022 kam es zu 399 Rissen und 500 vermissten Tieren. Die Wolfsverordnung, die auch Entnahmen zulässt (2023 wurden 9 Wölfe getötet) zeigte Wirkung und die Nutztierrisse reduzierten sich auf 133. Die Schweiz, die lange als Vorbild für Herdenschutz galt, setzt inzwischen auch auf den gezielten Abschuss, da sie sich ansonsten nicht mehr gegen die Wolfsrisse erwehren kann. In Graubünden werden 70 % der Schafrisse in geschützten Herden registriert.

Josef Mayerhofer bedankte sich beim Bundesobmann für dessen unermüdlichen Einsatz

Der 74. NÖ Almwandertag findet auf der Gemeindealpe im Bezirk Lilienfeld statt.

v.l.n.r. Obmann der Agrargemeinschaft Franz Grabner, Obmann Josef Mayerhofer, Bezirkshauptfrau Mag. Dr. Heidelinde Grubhofer, Bürgermeister Thomas Teubenbacher

Mit besonderer Freude eröffnet Josef Mayerhofer den Besuchern, dass der Almwandertag 2024 auf der Gemeindealpe in der Gemeinde Mitterbach am Erlaufsee Bezirk Lilienfeld stattfindet. Er bedankt sich beim Bürgermeister der Gemeinde Mitterbach am Erlaufsee, Thomas Teubenbacher und Franz Grabner, Obmann der Agrargemeinschaft Brunnstein-Gemeindealpe für die Bereitschaft, den 74. NÖ Almwandertag auszurichten. Mit einem kurzen Imagefilm konnten die Teilnehmer an der Vollversammlung einen imposanten Eindruck von der Region gewinnen. Mitterbach liegt auf ca. 800 m Seehöhe im Mostviertel direkt an der Grenze zur Steiermark. Im Winter lockt das Schiparadies Gemeindealpe mit gepflegten Pisten viele Touristen an. Bekannt auch als Wanderdorf, laden die umliegende Berge, z.B. der Ötscher, zur Erholung für Körper und Seele ein. Die Ötschergräben und die Tormäuer machen mit den wildromantischen Schluchten und imposanten Wasserfällen eine Wanderung zum besonderen Erlebnis. Mit einem Sprung in den angrenzenden Erlaufsee kann man sich wieder abkühlen.

Die Agrargemeinschaft Gutsgemeinde Brunnstein-Gemeindealpe bewirtschaftet eine Gesamtfläche von 1.083 ha. Den von 18 Betrieben aufgetriebenen 180 Rindern verschiedener Rassen und Kategorien, stehen in der Zeit von Ende Mai bis Mitte September 140 ha Reinweide zur Verfügung. Die Weideflächen werden in sechs Koppeln unterteilt. Ein Halterpaar betreut die Weidetiere bestens. Das Halterhaus steht auf der Brachalm und wird eines der Ziele beim 74. NÖ Almwandertag sein.

Ehrung für besondere Verdienste v.l.n.r Obmann Josef Mayerhofer, Christian Fink, Johann Heigl, Vizepräsidentin Andrea Wagner, Bundesobmann Josef Obweger

Ein besonderer Höhepunkt jeder Vollversammlung stellt die Ehrung verdienter Funktionäre im Dienste der Almwirtschaft dar. Vizepräsidentin Andrea Wagner, Bundesobmann Josef Obweger und Obmann Josef Mayerhofer überreichten Herrn Johann Heigl für seine 23jährige Tätigkeit als Aufsichtsratsmitglied bei der Rinderweidegenossenschaft Schwarzbach im Haselgraben die Medaille in Gold und Herrn Christian Fink für seine 37jährige Tätigkeit als Geschäftsführer bei der Weidegemeinschaft Loich die Ehrenurkunde für seine Verdienste um die Alm- und Weidewirtschaft in Niederösterreich.

Mit der niederösterreichischen Landeshymne wurde die Vollversammlung geschlossen und zu den Fachreferaten übergleitet.

Alminspektor Kurt Kreitner berichtete über wichtige Maßnahmen zur Wasserversorgung auf Almen- und Gemeinschaftsweiden. Anhand eines Beispiels, ein Übereinkommen bezüglich eines Weges, erläuterte er die Aufgaben des Alminspektorates und die Bedeutung eines lösungsorientierten Miteinanders. „Gute Lösungen brauchen eine Gesprächsbasis mit gegenseitigem Respekt“, ist Kreitner überzeugt. DI Wilhelm Helnwein gab eine Übersicht über die verschiedenen Standorte der Fachabteilung Güterwegebau und alle Fördermöglichkeiten, die über seine Abteilung abgewickelt werden. DI Gerald Bohrn, technischer Leiter der Agrarbezirksbehörde, konnte den Besuchern eine imposante Leistungsbilanz des Jahres 2023 vorlegen. Dr. Christina Riedl, Veterinärdirektorin des Landes Niederösterreich, demonstrierte anhand einer Grafik den rückläufigen Trend der Impfungen in Niederösterreich seit 2015. Sie erklärte die Ursachen und Ansteckungsquelle für Rauschbrandinfektionen und dass die Rauschbrandimpfung auch gegen anderen Infektionen schützen kann. Derzeit ist Rauschbrand noch eine anzeigepflichtige Tierseuche, dies wird sich mit dem neuen Tiergesundheitsgesetz, wahrscheinlich im Juni, ändern. D.h. für Rauschbrand fällt die Anzeigepflicht weg und damit aber auch die Entschädigung seitens des Bundes. 2024 werden die Kosten für den Impfstoff, wie bisher, vom Land Niederösterreich übernommen. Tierzuchtdirektor Andreas Moser informierte die Alm- und Weidebäuerinnen und -bauern über wichtige Themen aus der Tierhaltung. Landesforstdirektor Hubert Schwarzinger brachte einen Überblick über die aktuelle Forstsituation und die entsprechenden forstlichen Fördermaßnahmen. „Die Borkenkäferproblematik hat sich im Großteil Niederösterreichs entspannt, die Hotspots liegen im Süden in den Grenzregionen zum Nachbarbundesland Steiermark“, betont Schwarzinger.

Obmann Mayerhofer bedankt sich bei den Referenten für die wertvolle Unterstützung und positive Zusammenarbeit und beendet die Veranstaltung mit dem Wunsch für ein erfolgreiches Weidejahr 2024

alle Photos: © August Bittermann