Eine Besonderheit in Niederösterreich – die Jostalm
Aus dem Familienalbum: Wer hart arbeitet, darf natürlich auch aufs Feiern nicht vergessen!
von Josef Mayerhofer
Besucht man die Gemeinde Annaberg im Sommer so laden bekannte Ausflugsberge mit ihren Almen zum Wandern und Verweilen ein. Sehr beliebt, da mit dem Sessellift erschlossen, das Hennesteck oder der Tirolerkogel mit dem Annaberger Haus. Etwas unbekannt und ein wenig abseits des Pilgerweges nach Mariazell über den „Sabel“, liegt auf 1.100 Meter Seehöhe die Jostalm, die Privatalm der Familie Hochreiter. Familie Hochreiter bewirtschaftet in Joachimsberg ihren Heimbetrieb.
Hat man das Glück die Familie auf der Alm besuchen zu können und kommt man mit ihnen ins Gespräch über die Alm und deren Bewirtschaftung, so spürt man ihre Begeisterung und Liebe zur Alm.
1928 kaufte die Familie die ca. 33 ha umfassende Alm. In den darauffolgenden Jahren entstand die Almhütte. 1933 weideten erstmals Kälber über den Sommer auf der Alm. 1943, also vor gut 80 Jahren, wurden erstmals Kühe auf die Alm aufgetrieben und auch gemolken. Die Milch gelangte mit einer neu errichteten Materialseilbahn ins Tal, die Arbeit auf der Alm erledigte die Familie oder nahe Verwandte. Anna Hochreiter, die Altbäuerin, berichtet heute noch sehr anschaulich über die beschwerliche Arbeit auf der Alm, so wurde aus dem benachbarten Wald eine Quelle gefasst und Leitungen verlegt um die Tiere mit Quellwasser versorgen zu können. Unwetter mit Blitzeinschlägen im Hüttenbereich ließ die Almleute manchmal erschauern. Aber auch über viele frohe und lustige Stunden, die sie oben erleben durfte, berichtet sie gerne und kommt dabei ins Schwärmen über den Besuch lustiger Musikanten welche am Tanzboden unter der großen Linde vor der Hütte aufspielten.
Heute besitzen und bewirtschaften Regina und Gerhard Hochreiter den Stolz des Josthofes, die Jostalm. In den letzten Jahren wurden Almgebäude saniert und mechanisiert. Die gemütliche Stube auf der Alm lädt die Besucher der Familie zum Verweilen ein.
Wurden die Almtiere immer vom Heimbetrieb auf die Alm getrieben, so ist dies auf Grund des heutigen Verkehrsaufkommens und dem Unverständnis der Verkehrsteilnehmer nicht mehr möglich. Daher werden sie per LKW auf dem ausgebauten Forstweg aufgefahren. Je nach Witterung beginnt die Weidesaison Ende Mai oder Anfang Juni. 18 Kühe der Rassen Braunvieh und Holstein grasen im Sommer auf den Koppeln mit 11,45 ha großen Weideflächen im Umkreis der Almhütte und werden täglich gemolken. Die Milch wird nach dem Melken auf dem 7,5 km entfernten Heimbetrieb gebracht und an die Molkerei abgeliefert. Nach dem Abgrasen der saftigen Sommerweide verlassen die Kühe im September ihr Sommerquartier. Einige Jungrinder verbringen ebenfalls ihren Sommer am Berg, diese dürfen den Almbetrieb so lange genießen, bis sich der Winter ankündigt. Auf den Auftrieb von Kälbern wird seit den letzten Jahren aus Sorge über eventuelle Wolfsangriffe verzichtet. Die Almflächen sind in mehrere Koppeln unterteilt. Wo es möglich ist wird die Weidepflege mit dem Traktor erledigt. Steile Hänge und Waldränder werden durch Weidedruck und händischer Weidepflege offengehalten.
Die Liebe und Leidenschaft zum Almleben ist der Familie ins Herz gelegt. Spricht man mit Andreas, dem Sohn der Familie, merkt Jeder, welche besondere Verbindung zu den Tieren hier gelebt wird. Tierwohl wurde und wird als selbstverständlich empfunden und gelebt. Nur ein Thema treibt der Familie Sorgenfalten ins Gesicht: Würden Großraubtiere vermehrt ihr Unwesen treiben ist die derzeitige Bewirtschaftungsform auf der Alm in Gefahr! So die einheitliche Meinung der Familie.
Die Mühen der Almfamilie wurden im Vorjahr auch vom NÖ Alm- und Weidewirtschaftsverein besonders gewürdigt. Auch die Gemeinde Annaberg ist stolz auf die einzige Melkalm in Niederösterreich und wir wünschen der Familie noch viele schöne Jahre auf der Jostalm.