Das Hochkar – wo sich Almwirtschaft und Freizeittourismus treffen

Kühe auf einer Almwiese

Die städtische Bevölkerung kennt das Hochkar hauptsächlich als größtes Schigebiet Niederösterreichs und es wird wegen der hohen Schneesicherheit sehr geschätzt.  Im Sommer locken die weitreichenden Wanderwege, die Klettersteige und anspruchsvolle Mountainbikerouten die Besucher in das beliebte Freizeitgebiet zu Freizeitspaß und Erholung. Die ländliche Bevölkerung kennt auch die weitläufigen Almflächen, die den weidenden Rinderherden ausreichend Nahrung bieten.

Das Hochkar erhebt sich als steil aufragender Kalkgebirgsstock in den Ybbstaler Alpen im südwestlichen Niederösterreich in der Gemeinde Göstling. Steht man am 1.808 m hohen Gipfel, so hat man einen herrlichen Rundblick über das Alpenvorland, das südliche Niederösterreich, die Obersteiermark, von der Veitsch bis zum Dachstein, sowie den alpinen Teil des südlichen Oberösterreich. 

Die Österreichischen Bundesforste, als Grundbesitzer der Flächen des Hochkargebietes, sind für die Bewirtschaftung des Hochkargebietes verantwortlich. Die Almbauern der Servitutsweidegemeinschaft Lassingalpe-Hochreith besitzen Einforstungsrechte, die im Grundbuch eingetragen sind und unter anderem den Auftrieb von Tieren, Menge und Zeitraum, auf die Almweideflächen regeln. Diese Einforstungssrechte gehen auf die Zeit der großen Reformerin Maria Theresia zurück und sind in der Regulierungsurkunde entsprechend verschriftlicht.  Jedem nutzungsberechtigten Heimtrieb stand auch das Recht auf eine Almhütte zur Bewirtschaftung der Almtiere sowie das Auftriebsrecht auf den Forstwegen durch die Wälder der Bundesforste zu. Im Laufe der Jahre hat sich die Almbewirtschaftung grundlegend geändert. Die Behirtung, das Melken und die Verarbeitung der Milch durch die Auftreiber selbst wurden aufgegeben und eine gemeinsame Behirtung aller Almtiere durch Hirten konnte die Almnutzung bis heute sichern. Viele der Almhütten verfielen daher mit der Zeit, heute sind noch acht erhalten.

 

Almhütte auf der Schwarzalm

Die ca. 1.200 ha umfassende Almfläche, davon ca. 500 ha Almfutterfläche, wird in zwei Teilen bewirtschaftet. 16 der aktiven 31 Auftreiber bewirtschaften mit ca. 235 Rindern die abgelegene Schwarzalm, welche dem „sanften Wandertourismus“ offensteht. Die anderen 15 Auftreiber treiben 220 Rinder auf das, durch die Liftanlagen für den Wintersport reichlich erschlossene, Hochkar auf. 

Die Almflächen reichen von 1.400 m bis 1.800 m Seehöhe. Die Weidezeit beginnt Anfang Juni und endet Mitte September. Wenn die Witterung passt, werden ca. 95 Weidetage erreicht. Aufgetrieben werden Mutterkühe mit Kälbern, Zuchtkalbinnen und Ochsen der Rassen Fleckvieh, Braunvieh, Murbodner, Hochlandrinder und auch Pustertaler Sprinzen. Die Weidetiere kommen aus dem Gemeindegebiet von Göstling an der Ybbs.

Auf beiden Almen sorgen Halterleute, die während der gesamten Weidezeit die Halterhütten bewohnen, gewissenhaft für die Almtiere. Diese Arbeit ist oft sehr anstrengend, da die weitläufigen Almflächen sehr unwegsam und teilweise nicht erschlossen sind. Da der Berg Richtung Nordwesten markant freisteht, kommt es aufgrund von raschen Wetterumschwüngen, zähem Nebel und Stürmen häufig zu herausfordernden Situationen für das Almpersonal.

 

Teich

 

Im Schigebiet sichern die Beschneiungsteiche die Versorgung der Rinder mit Wasser. Außerhalb des Bereiches der Schipisten stellt dies für die Almbauern eine schwierige und fordernde Aufgabe dar. Im Karstgestein der Hochfläche treten kaum Quellen hervor. Die vorhandenen Lacken werden im Frühsommer von Schneeresten gespeist. In den letzten Jahren wurde daher in Regenwassersammelanlagen und Tränkeanlagen mit Schwimmern investiert. Seit der Sturmkatastrophe „Kyrill“ im Jahr 2007, bei der große Waldflächen im Almbereich geschädigt und zerstört wurden, bringen fast jährlich weitere Windwürfe und Käferschäden zusätzliche Weideflächen, aber auch Belastungen auf den Weideflächen durch die Holzbringung und deren Abfuhr.

Die Weideflächen sind mit einem Außenhag eingezäunt, am Beginn der Weidezeit werden zusätzlich mit Elektrozäunen einige Flächen gekoppelt, um eine gleichmäßigere Beweidung der Futterflächen zu erreichen. Die Weidepflege erfolgt durch die Almbauern, dabei werden hauptsächlich Latschen geschwendet, der Weiße Germer gemäht und die Weideflächen von Baum- und Holzresten gesäubert.

Ein Höhepunkt im Almjahr für die Almbauern und Almbäuerinnen ist die Almmesse rund um den 24. August, dem Bartholomäustag, und das anschließende bodenständige Almfest. Schon 1950 fand ein Almwanderkurs, der Vorgänger des heutigen Almwandertages, statt. 1978, 2000 und 2017 war das Hochkar Veranstaltungsort des traditionellen NÖ Almwandertages am 15. August.

Text: Obmann ÖKR Josef Mayerhofer