Fachtagung Almwirtschaft NÖ – Tolle Themen am Puls der Zeit

Gruppenbild Referent:innen

Die Referent:innen des Vormittags v.l.n.r.:
Tierzuchtdirektor Dr. Andreas Moser, Dr. Elisabeth Stöger, ÖKR Obmann Josef Mayerhofer, Mag. Thorben Rahlves
Text und © August Bittermann

„Tolle Themen am Puls der Zeit“, so lobte eine Teilnehmerin die Inhalte der Fachtagung Almwirtschaft des NÖ Alm- und Weidewirtschaftsvereines in Zusammenarbeit mit der Landwirtschaftskammer Niederösterreich und dem Ländlichen Fortbildungsinstitut (LFI) Niederösterreich.
Josef Mayerhofer, Obmann des NÖ Alm- und Weidewirtschaftsvereines, konnte 118 Teilnehmerinnen und Teilnehmern, ein neuer Besucherrekord, bei der Fachtagung begrüßen. „Die Mischung aus Almbäuerinnen und Almbauern, Halterinnen und Haltern und Schülerinnen und Schülern sowie Vertreterinnen und Vertretern von Behörden freut mich besonders, da der Erfahrungsaustausch auch ein wichtiger Teil einer Fachtagung ist,“ betont Mayerhofer bei der Begrüßung.

Tierbeobachtung und Tiersignale
Elisabeth Stöger,
praktische Tierärztin aus Kärnten, erläuterte den Anwesenden Zeichen der Tiere zum vorzeitigen Erkennen von Problemen. „Die Tiere zeigen schon rechtzeitig, dass etwas nicht in Ordnung ist. Wenn dies von den Verantwortlichen auch erkannt wird, kann man viel Zeit und Geld sparen“, erklärt Elisabeth Stöger. Wichtige Themen wie Blähungen, Beurteilung der Verdauung, Futterumstellung, Sonnenbrand, Hitzestress, Hitzeschlag, Augenentzündungen, Sohlengeschwüre, Mauke, Verletzungen, Verwurmung und weitere Themen, deren Behandlung, auch mit einfachen Hausmitteln, faszinierten die Zuhörer und Zuhörerinnen. „Dass Rinder auf einer Alm einen Sonnenbrand bekommen können, konnte ich zuerst nicht glauben, bis ich zu so einem Fall gerufen wurde,“ berichtete Elisabeth Stöger und zeigte die entsprechenden Fotos.

Blauzungenkrankheit
Tierzuchtdirektor Andreas Moser, Landwirtschaftskammer Niederösterreich und Thorben Rahlves, Amt der NÖ Landesregierung, berichteten über die aktuelle Entwicklung der Blauzungenkrankheit in Europa, in Österreich und in Niederösterreich. Die Krankheit wirkt sich auf die verschiedenen Wiederkäuerarten und je nach Serotyp unterschiedlich aus. Von nahezu symptomlos, leichten Leistungsverlusten, heftigen Schmerzen bis hin zu Todesfällen sind vor allem Auswirkungen aus Deutschland bekannt. Eine mögliche Impfung wird daher dringend empfohlen, um den Tieren schwere Verläufe und heftige Schmerzen zu ersparen.

 

Gruppenbild Referent:innen

Die Referent:innen des Nachmittags v.l.n.r.:
Landeskammerrat DI Daniel Heindl, DI Dominikus Kirschner, Halterin Margit Heindl, Obmann Martin Karrer, ÖKR Obmann Josef Mayerhofer 
© August Bittermann

 

Wasserversorgung auf Almen
Worauf bei der Planung der Wasserversorgung besonders geachtet werden muss, erklärte Dominikus Kirschner, NÖ Agrarbezirksbehörde. Die Niederschlagsdaten der Region, die Zusammensetzung der Herde, die Leistung der vorhandenen Quellen und Wasserressourcen sind wichtige Planungsdaten für die Berechnung der notwendigen Sammel- und Speicherkapazitäten. Dominikus Kirschner demonstrierte an praktischen Beispielen die Umsetzungsmöglichkeiten. Christina Trost, Bewirtschafterin der Kandlhofalm, erläuterte anhand zahlreicher Bilder und Pläne, wie sie die Wasserversorgung auf ihrer Alm gelöst hat. Früher mussten die Rinder aus Lacken trinken, da es keine Quellen im gesamten Almgebiet gibt. Mittels Gräben wurde das Regenwasser in die Lacken geleitet. Da sich die Rahmenbedingungen stark verändert haben (extrem heiße Sommer, mehr Hitzetage, längere Phasen ohne Regen, weniger Schmelzwasser und einiges mehr) musste gehandelt werden, um 82 Rinder auf den 50 ha Almfutterfläche mit Wasser zu versorgen. In mehreren Etappen wurde ein Speichervolumen von insgesamt 134.000 Liter Wasser geschaffen.

Emotionales Thema Wolf
Die aktuellen Entwicklungen auf europäischer Ebene, das Ziel der Senkung des Schutzstatus Wolf in der FFH-Richtlinie und in der Berner Konvention sowie deren Bedeutung und die Änderungen in der niederösterreichischen Wolfsverordnung waren Inhalt der Ausführungen von Daniel Heindl, Landeskammerrat der Landwirtschaftskammer Niederösterreich. „Wir müssen am Thema hart weiterarbeiten, vor einigen Jahren hätte ich nicht geglaubt, dass in dieses Thema überhaupt Bewegung kommt“, zeigte sich Daniel Heindl überrascht, „In den nächsten Wochen fällt eine wichtige Entscheidung bezüglich des Schutzstatus Wolf in der Berner Konvention.“ Martin Karrer, Obmann der Zeisel-Hinteralm, berichtete über seine Rückschlüsse nach dem Workshop zum Thema Herdenschutz, zu dem der NÖ Alm- und Weidewirtschaftsverein im Frühjahr eingeladen hatte. „Ich kann mir einen wirkungsvollen Herdenschutz auf einer Alm, aufgrund der Gegebenheiten, nicht vorstellen“, stellte Karrer für sich fest.

Weidemanagement und Almbewirtschaftung
Im zweiten Teil der Ausführungen von Obmann Karrer stellte Karrer die Entwicklungen des Weidemanagements auf der Zeisel-Hinteralm der letzten Jahre dar. „Ein früher Auftrieb, die Unterteilung der Weideflächen in Koppeln und das zugehörige Weidemanagement schaffen die Möglichkeit, mehr Tiere aufzutreiben“, betont Karrer, “Die Weidepflege durch Weidetiere verringert den Arbeitsaufwand. Es braucht aber ein gewisses Gespür für die Weide, um zum richtigen Zeitpunkt die Koppeln zu wechseln und den Tierbesatz entsprechend zu wählen. Man muss auch flexible Auftreiber haben, da je nach Futterzuwachs die Tierzahl während der Weideperiode reduziert wird. Es braucht darüber hinaus die zuständige Halterin, die von diesem System überzeugt ist und mitmacht. Da haben wir zum Glück unsere Margit, die von diesem System überzeugt ist.“ „Am Anfang war ich eher skeptisch und konnte mir nicht vorstellen, dass die Tieraufsicht zu schaffen ist, aber ich wurde vom Gegenteil überzeugt und bin jetzt froh darüber“, bestätigt Halterin Margit Heindl die Ausführungen von Obmann Karrer.

Zum Abschluss der Tagung referierte August Bittermann, Geschäftsführer des NÖ Alm- und Weidewirtschaftsvereines, über Neuerungen im ÖPUL und den neuen Zuschlag „Almweideplan“ bei der Maßnahme Almbewirtschaftung.