Wer seinen Boden kennt, kann ihn besser nutzen

Personengruppe auf der Alm

„Es genügt nicht, nur das zu ernten was wächst, jeder sollte auch wissen, welcher Boden sich darunter befindet, um zu verstehen, warum gerade diese Pflanzen auf einem Standort vorkommen“, erklärt Dr. Andreas Bohner, wissenschaftlicher Leiter der Abteilung Umweltökologie der HBLFA Raumberg-Gumpenstein, den zahlreichen Teilnehmern der Biodiversitätsschulung im Bezirk Lilienfeld. Auf Grund des großen Erfolges im Vorjahr organisierte auch heuer die Tierzuchtberaterin der BBK Lilienfeld und St. Pölten, Carina Karnholz, zwei Almbegehungen. Auf der Kandlhofalm in Hohenberg und der Gemeindealm in Mitterbach am Erlaufsee fanden sich viele Bauern und Bäuerinnen ein und folgten mit großem Interesse den Ausführungen von Dr. Bohner.

In seinem Statement zu Beginn ging er auf die lange Tradition der Alm- und Weidewirtschaft ein. Seit der Bronzezeit lässt sich die Almwirtschaft nachweisen. Gerade in unserer Zeit, wo der Bevölkerung die Zusammenhänge zwischen Landbewirtschaftung und Landnutzung entgleiten, ist es enorm wichtig, die Bedeutung der Almwirtschaft hervorzuheben. Dr. Bohner betont die große Ökosystemleistung, welche durch die Beweidung erbracht wird. Alm- und Weideflächen sind von ihrer Ausprägung sehr unterschiedlich. Steile Hänge, flache Weiden, Mulden und Rücken, Geländeunebenheiten usw., all das fördert unterschiedliche Pflanzen und bildet daher kleine, wichtige Lebensräume.  Unterschiedliche Pflanzen fördern auch unterschiedliche Tierarten, welche durch die Mistabsetzung unserer Weidetiere zusätzlich an Artenreichtum gewinnen. Die Biodiversität auf gut geführten Almen und Weiden ist um ein Vielfaches höher als bei intensiv genutzten Wiesen. Selbst der Wald kann nicht mit einer solchen Vielfalt mithalten, daher ist es enorm wichtig, diese Alm- und Weideflächen weiterhin in Bewirtschaftung zu halten und die Verbuschung und spätere Waldwerdung zu verhindern.

Bei den Begehungen auf den Almflächen galt es, Pflanzen zu erkennen und an Hand von Zeigerpflanzen Rückschlüsse auf den Boden und die aktuelle Bewirtschaftung zu ziehen. Was auf unseren Wiesen wächst und blüht entscheidet hauptsächlich der Boden. Mit diesem Wissen können die Bewirtschafter das Weidemanagement den Gegebenheiten anpassen, ob es ein Boden mit „50 oder 200 PS“ ist. Dr. Bohner demonstriert den Teilnehmern, wie man als Laie nach einfachen Kriterien den Boden einschätzen kann. Die praxisnahen und interessanten Ausführungen und die einfache Vorführung in der Natur ließ die Teilnehmer staunen.

BBK Obmann Rudolf Buchner freute sich über die rege Teilnahme und ist sehr froh, dass Weiterbildung so praxisnah und interessant gestaltet werden kann. Als Resümee aus diesen Almbegehungen nahmen die Teilnehmer die Botschaft mit: „Die Bewirtschaftung und der Erhalt der Almen und Weiden bringt nicht nur die Produktion wertvoller Lebensmittel mit sich, sondern ist ein wichtiger Beitrag für die Biodiversität und sollte daher von der gesamten Bevölkerung entsprechend geachtet und anerkannt werden.“   

Text und Fotos: Obmann ÖKR Josef Mayerhofer

Ein Mann zeigt einer Gruppe eine Pflanze
Zeigerpflanzen haben wichtige Informationen für uns