Politik muss Almauftrieb sicherstellen

Blasmusikgruppe auf der Wiese

Wo vor kurzem noch Rinder weideten, feierten rund 1.500 Besucher auf der Gemeindealpe in Mitterbach am Erlaufsee, unweit von Mariazell, den 74. NÖ Almwandertag. Die feierliche Almmesse zelebrierte Pater Michael Staberl, Superior in Mariazell, musikalisch umrahmt durch ein Bläserensemble des Musikvereins Mitterbach.

Das Bergpanorama ins Steirische, Oberösterreichische und bis nach St. Pölten und Göttweig beeindruckte die Festteilnehmer. Was die Almbauern leisten, zeigte ein Blick auf die benachbarten Almen, wie zum Beispiel die Feldwiesalm und Almflächen der Agrargemeinschaft, wie die Brachalm, die man besuchen konnte. Darauf machte Silvester Gfrerer, der Obmann des Salzburger Alm- & Bergbauernvereins aufmerksam. Als einer der am weitesten angereisten Ehrengäste – er kommt aus dem Großarltal ­-  erinnert er daran, dass die Almen vor rund 30 Jahren als Erholungsraum entdeckt wurden. „Heute ist das Wandern auf den Almen wertvoll, um wegzukommen vom Stress, vom Alltag und der Digitalisierung wieder hin zur Normalität, wo Menschen aus allen Schichten zusammenkommen und miteinander reden“, sieht Gfrerer das Verbindende. Andererseits ist für ihn bedenklich, dass viele Erholungssuchende nicht mehr wissen, wie man sich in der Kulturlandschaft „Alm“ richtig verhält, um Unfälle mit Weidevieh zu vermeiden. Deshalb dürfen aber die Almbauern in der Bewirtschaftung nicht soweit eingeschränkt werden, dass sie damit aufhören.

Sorge bereitet Gfrerer auch der Klimawandel. Es geht mittlerweile der Winter gleich in den Sommer über. „Es fehlt das Frühjahr“, gibt Gfrerer  zu bedenken. „Die Bauern müssen rasch und ausreichend Vieh auftreiben. Nur so gehen bestes Tierwohl und Biodiversität bei Fauna und Flora Hand in Hand – ganz im Sinne des Naturschutzes steigt der positive ökologische Fußabdruck durch Bewirtschaftung.“

Große Sorgen bereitet ihm der Anstieg der Wolfszahlen. Es geht ihm nicht darum, dass die Wölfe wieder ganz verschwinden, sondern darum, dass man sie bejagen kann wie andere Raubtiere auch. „Wir wünschen uns von der Politik, dass sie auch in Zukunft sicherstellt, dass wir Almbauern wieder auftreiben können“, betont Gfrerer. „Außerdem werden wir uns mit dem Tourismus noch besser über die Grenzen hinaus vernetzen, um schrittweise zum Ziel zu kommen.“

Personengruppe

Für ihre hervorragenden Leistungen für die NÖ Almwirtschaft wurden geehrt:
1. Reihe: Franz Schachner, Hollenstein – Medaille in Silber für 18jährige Tätigkeit als Ausschussmitglied und Gruppenführer bei der Weidegemeinschaft Königsberg-West;
2. Reihe v.l.: Franz Greul Oberndorf/Melk – Medaille in Gold für 40jährige Tätigkeit als Vorstandsmitglied bei der Weidegenossenschaft Oberndorf; Herbert Wailzer, Hollenstein – Medaille in Gold für 24jährige Tätigkeit als Ausschussmitglied und Gruppenführer bei der Weidegemeinschaft Königsberg-Ost; 100jähriges Auftriebsjubiläum Familie Scharner – senior & junior; Franz Pechhacker, Göstling – Dank und Anerkennung für vierjährige Tätigkeit als Halter bei der Weidegemeinschaft Königsberg-Ost
3.Reihe v.l.: Josef Jagersberger, Hollenstein – Medaille in Gold für 24jährige Tätigkeit als Obmann bei der Weidegemeinschaft Königsberg-Ost; LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf, Verteidigungsministerin Klaudia Tanner, NÖ Alm- und Weidewirtschaftsverein-Obmann Josef Mayerhofer, LH Johanna Mikl-Leitner, Obmann Agrargemeinschaft Gutsgemeinde Brunnstein Franz Grabner, LK NÖ-Präsident Johannes Schmuckenschlager, Obmann des Salzburger Alm- & Bergbauernvereins Silvester Gfrerer, Geschäftsführer des NÖ Alm- und Weidewirtschaftsvereins August Bittermann

Respektvoll & fair
Diesen besonderen Tag für die NÖ Almbauern ließen sich auch viele Ehrengäste aus NÖ nicht entgehen, allen voran Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner, LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf, LK NÖ-Präsident Johannes Schmuckenschlager und LK NÖ-Vizepräsidentin Andrea Wagner.

Für LK NÖ-Präsident Johannes Schmuckenschlager und NÖ Alm- und Weidewirtschaftsverein-Obmann Josef Mayerhofer ist der Almwandertag eine wichtige Veranstaltung, um auf den Wert der Almen hinzuweisen: „Unsere Almen und Weiden sind eine wichtige Produktionsgrundlage für unsere Lebensmittel und von großer Bedeutung für unsere Kulturlandschaft, Wirtschaft und Freizeitgestaltung. Ein respektvoller und fairer Umgang mit Tier, Pflanze und Mensch ist wichtig, damit wir uns auch künftig an unseren Almen und Weiden erfreuen können.“ Die Alm- und Weidewirtschaft mit ihren zahlreichen Aufgaben und Funktionen ist fester Bestandteil einer flächendeckenden Landwirtschaft.

Gruppenfoto (v.l.): Superior von Mariazell Pater Michael Staberl, Bürgermeister Mitterbach am Erlaufsee Thomas Teubenbacher, LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf, Bundesministerin für Landesverteidigung Klaudia Tanner, Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner, Obmann des NÖ Alm- und Weidewirtschaftsvereins Josef Mayerhofer, Landwirtschaftskammer Niederösterreich-Präsident Johannes Schmuckenschlager

Wolf gefährdet Almwirtschaft
Für Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner ist die Natur-Idylle, die Almen bieten, keine Selbstverständlichkeit, sondern das Ergebnis der harten Arbeit der rund 11.000 Bergbauern-Betriebe in NÖ. „Hier zeigt sich: Wir haben zwar nicht die höchsten Berge, aber die fleißigsten Almbäuerinnen und Almbauern in Niederösterreich. Für diese Arbeit haben sich die Bauern unsere tatkräftige Unterstützung verdient“, betont Mikl-Leitner. „Und so erwarten wir uns von der neuen EU-Kommission, dass sie nun endlich den Schutzstatus des Wolfes lockert. Die Sicherheit auf unseren Almen lassen wir uns durch überschießende EU-Regularien nicht gefährden.“  So fordert auch LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf einen konsequenten Umgang mit dem Wolf, der in Niederösterreich nach klaren Regeln vergrämt und abgeschossen werden darf, wenn er Menschen oder Nutz- und Haustiere gefährdet.

Niederösterreichische Milchkönigin Sophia I. mit Landwirtschaftskammer Niederösterreich-Vizepräsidentin Andrea Wagner

Fundierte Ausbildung
Almen und Weiden sind für LK NÖ-Vizepräsidentin Andrea Wagner gelebte Berglandwirtschaft in Niederösterreich, weil Bäuerinnen und Bauern sie mit großem Einsatz tagtäglich bewirtschaften. „Damit das so bleibt, müssen wir nicht nur die Herausforderungen rund um den Klimawandel gemeinsam anpacken, sondern auch die gesellschaftliche Wertschätzung des Produktionsstandorts Alm sicherstellen“, gibt Wagner zu bedenken. „Daher machen wir als Landwirtschaftskammer gemeinsam mit dem Alm- und Weidewirtschaftsverein auf die umfassenden Leistungen der Almwirtschaft aufmerksam. Genauso wichtig wie notwendig ist die Sicherstellung von Rahmenbedingungen, die auch künftig ein Arbeiten auf der Alm und Wertschöpfung ermöglichen.“ Für eine nachhaltige Zukunftsentwicklung ist für Wagner auch eine fundierte Ausbildung wichtig. „Dank der Bergbauernschule Hohenlehen und dem Ländlichen Fortbildungsinstitut der Landwirtschaftskammer verfügt Niederösterreich über ein hervorragendes fachspezifisches Angebot von der Schule bis zur Erwachsenenbildung.“

Nach dem Genuss von Hausmannskost und regionalen Schmankerln ließen die Besucher den Tag beim Almsingen mit Daniela Faschingleitner im Rahmen der Initiative „Singen mit Aussicht“ der Volkskultur Niederösterreich ausklingen

Die Gemeindealpe

Die Gemeindealpe wird von elf Mitgliedern der Agrargemeinschaft Gutsgemeinde Brunnstein bewirtschaftet. Obmann ist Franz Grabner Insgesamt treiben 21 Weidebauern auf 210 Hektar Weidefläche im Schnitt 175 Stück Vieh auf. Die Kalbinnen, Ochsen und Mutterkühe kommen aus einem Umkreis von 60 Kilometern aus dem Pielachtal, Gresten, Randegg und Scheibbs.

Text: DI Paula Pöchlauer-Kozel